Am Donnerstag, 06. November, waren einige Leos bei einem Vortrag über Autismus im Clublokal des Lions Club Triberg. Vortragende waren die vom Schulamt Donaueschingen berufene Autismusbeauftragte Ursula Müller sowie die Mutter eines autistischen Kindes.
Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung der Club-Präsidentin Claudia Knab stellten sich die beiden Vortragenden vor. Ursula Müller ist als Autismusbeauftragte für Jugendliche des Kreises verantwortlich, die eine autistische Störung haben und die Regelschule, also Grund-, Haupt- oder Realschule oder das Gymnasium besuchen. Sie kennt die verschiedenen Ausdrucksformen von Autismus genau und erzählt von den Möglichkeiten für betroffene Kinder und Jugendliche. Was einen Autisten, unabhängig von der Ausdrucksform, ausmacht, ist die Scheu vor sozialen Kontakten und Probleme im sozialen Umgang mit dem Gegenüber. Deshalb gibt es zum Beispiel die Möglichkeit eines Schulbegleiters für die Kinder und Jugendlichen, der die Situation des Autisten den Schülern und Lehrern näher bringt und zusätzlich versucht, das Kind in die Klasse zu integrieren.
Um einen Überblick über das Gebiet des Autismus zu bekommen, zeigten uns die Vortragenden einen Film aus der Reihe „Stolperstein“ des Bayerischen Fernsehens. Hier wurden vier Autisten vorgestellt, die die verschiedenen Ausdrucksformen repräsentieren. Zum einen gibt es Lars, einen sogenannten „Asperger Autisten“. Asperger Autisten sind äußerst intelligent und besitzen häufig eine Inselbegabung. Sie können logische Zusammenhänge sehr schnell analysieren und verstehen. Ihr Sprachvermögen ist voll entwickelt. Probleme entstehen, wie bei allen Formen, im Umgang mit anderen Menschen. Nähe lassen Autisten kaum zu. Außerdem macht es Autisten Schwierigkeiten, wenn sich Umweltzustände ändern und dies nicht mit ihren Regeln in Einklang zu bekommen ist. Ein Beispiel ist ein Schachturnier, an welchem Lars teilnahm. Sein Gegner machte einen Zug nach einer Regel, die ihm unbekannt war, weshalb Lars sehr aggressiv wurde und die Kontrolle über sich verlor.
Eine weitere Form des Autismus ist der frühkindliche Autismus, auch „Kanner-Autismus“ genannt. Frühkindliche Autisten entwickeln kein oder nur ein sehr geringes Sprachvermögen und sind motorisch erheblich eingeschränkt. Kanner-Autismus geht häufig mit kognitiven Beeinträchtigungen einher. Daher sind diese Autisten meist in den Schulen für geistig Behinderte. Später werden sie in beschützten Werkstätten beschäftigt. Zum Ausdruck bringen sie ihre Emotionen und Gedanken zum Beispiel über Kunst, wie im Film der fünfundzwanzigjährige Okan. Okan malt, gestützt von seiner Betreuerin, ganze Kunstwerke und zeigt über diese seine Gefühle und Erlebnisse .Er kann mit seinen Mitmenschen über eine Buchstabentafel kommunizieren, bei welcher er auf die Buchstaben zeigt, um Worte zu bilden.
Da diese beiden Formen des Autismus oft in Mischformen auftreten und eine genaue Abgrenzung nur schwer möglich ist, spricht man heute von einer Autismus-Spektrum-Störung.
Der Film zeigte auch noch ein ganz besonderes autistisches Paar. Rebecca und Rainer, eine frühkindliche Autistin und ein Asperger Autist. Sie zeigen sich ihre Gefühle über ihre eigene Art der Kunst. Rainer fotografiert Rebecca so oft es geht. Rebecca schreibt, ebenfalls wie Okan über gestützte Kommunikation, Texte und Gedichte zu den Bildern. So hat Rebecca schon ganze Gedichtbände und Bücher geschrieben. Ein von Frau Müller empfohlenes Buch über den Autismus ist „Leinen los ins Leben“. In diesem schreibt Rebecca von ihrem Wunsch, ein selbstständiges Leben zu führen. Gemeinsam mit ihrem Partner Rainer hat sie dies in der Zwischenzeit auch verwirklicht.
Nach dem Film erzählte die Mutter des autistischen Kindes vom Leben mit ihrem Sohn und seinen Regeln und Verhaltensmuster. Diese Regeln und typischen Verhaltensmuster versucht sie aufzulockern. Zunächst waren betroffene Familien bei uns in der Region in einem Autismus-Stammtisch organisiert, aus dem sich mittlerweile aber eine Autismus-Selbsthilfegruppe entwickelt hat. Hier helfen sich Familien mit dem Handicap ihrer Kinder umzugehen.
Am Ende des Vortrages standen beide Vortragenden zu einer Fragerunde bereit, in der alle offenen Fragen beantwortet werden konnten.
Wir danken dem Lions-Club Triberg und den beiden Rednerinnen für diesen äußerst informativen Abend, bei welchem wir sehr viel Neues erfahren konnten und uns nun ein besseres Bild der Autismus-Spektrum-Störung machen können. Dies hilft uns sicherlich im Kontakt mit Autisten. Für die Aufklärung und Informationen sind wir sehr dankbar. Wir würden uns außerdem freuen wenn wir im Rahmen einer Activity einen engeren Kontakt knüpfen könnten.
-Florance Veronelli-